Brücken in die Zukunft : ein Manifest für den Dialog der Kulturen ; eine Initiative von Kofi Annan

Picco, Giandomenico u.a., 2001
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Reservierungen 0Reservieren
Medienart Buch
ISBN 978-3-10-009640-1
Verfasser Picco, Giandomenico u.a. Wikipedia
Systematik G/POL - Geschichte - Politische Bildung
Schlagworte Globalisierung, Dialog der Kulturen, Vereinte Nationen
Verlag S. Fischer
Ort Frankfurt am Main
Jahr 2001
Umfang 267 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Hrsg. v. d. Stiftung Entwicklung und Frieden (dt. Ausgabe) ; mit einem Geleitwort von Joschka Fischer
Annotation Zum "Jahr des Dialogs der Kulturen", das dank einer Initiative des iranischen Präsidenten Chatami für das Jahr 2001 durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossen worden war, hatte deren Generalsekretär, Kofi Annan, eine Gruppe bedeutender Persönlichkeiten, die sogenannte "Group of Eminent Persons" mit insgesamt 19 Mitgliedern berufen, die alle Weltreligionen und -kulturen repräsentieren. In zwei Jahren erarbeiteten diese Persönlichkeiten - aus Europa waren darin Jacques Delors, Richard von Weizsäcker und Hans Küng vertreten - das vorliegende Manifest. Der Text erschien zwei Monate nach den Terroranschlägen in New York und Washington, auf die in der Endfassung noch Bezug genommen wird, auch wenn die Ausführungen deutlich machen, dass die Probleme und Herausforderungen nach dem 11. September nicht grundlegend Neue geworden sind, sondern dass sie vielmehr noch akzentuierter und schärfer ins Bewusstsein treten. Globalisierung wird als Chance begriffen, nicht nur mehr Menschen mehr materiellen Wohlstand zu bringen, sondern auch dem Ziel einer Weltgemeinschaft näher zu kommen ("Zeiten der bewussten Isolation waren für viele Länder gleichzusetzen mit Elend", S. 32). Trends der Regionalisierung und Identitätssuche in den Wurzeln der eigenen Kultur werden nicht als Widerspruch, sondern als integraler Bestandteil der Globalisierung gesehen. Als Schlüsselbegriffe kehren immer wieder: Vielfalt als Chance, Kommunikation statt Feindbilder, Einbindung statt Ausgrenzung und Orientierung auf eine positive Zukunft für alle. Dem "Kampf der Kulturen" wird ein neues Paradigma der globalen Beziehungen entgegengestellt. Dieses umfasst 1) Die Gleichstellung aller internationalen Akteure (die wechselseitigen Interdependenzen sollen, so die Hoffnung der AutorInnen, diese im eigenen Interesse aller befördern; der diplomatisch höflich verfasste Text weist mehrmals auf das problematische "Hegemoniestreben einer Macht" hin, die Dekade nach dem Ende des Kalten Krieges wird als "Eine-Supermacht-System" (S. 206) kritisiert); 2) Die Verschiebung des Begriffs "Feind" auf die gemeinsam zu bewältigenden Probleme; 3) Machtstreuung (mehrmals werden die NGOs sowie die multinationalen Wirtschaftsunternehmen - im gleichen Atemzug! - als Bereicherung der internationalen Politik hervorgehoben); 4) Das Bewusstsein der Teilhabe aller an einer Gemeinschaft (Weltgesellschaft), welches das Prinzip von Gewinnern und Verlierern ablösen soll. 5) Individuelle Verantwortlichkeit: Das Manifest - das fällt positiv auf - spricht immer von Menschen, die die Welt bestimmen - im positiven wie im negativen - und nicht von anonymen Strukturen und Institutionen. So wird der individuellen Verfolgung von Kriegsverbrechern durch internationale Gerichte ebenso viel Bedeutung beigemessen wie dem möglichen Einfluss von Persönlichkeiten, die "positive Werte" vermitteln. Als letzten Bestandteil zukünftiger globaler Beziehungen nennt das Manifest schließlich "themenorientierte Kooperationen", die das Paradigma der ideologischen Allianzen ablösen werden. In die Realpolitik kehrt das abschließende Kapitel zurück, in dem den Vereinten Nationen die Rolle des Bindeglieds zwischen den Staaten zu geschrieben wird. Die UNO böte demnach zweierlei: Sie verleihe Lösungsvorschlägen einzelner Staaten Legitimität (gemeint sind wohl etwa Militärinterventionen wie jene in Afghanistan) und garantiere zugleich, dass alle Staaten in diese Lösungsvorschläge eingebunden werden. Dies wird als globaler Gesellschaftsvertrag bezeichnet, der kleine und große Staaten, politisch mächtige und weniger einflussreiche verbindet. Das Manifest mag manchen als zu idealistisch erscheinen - die ökonomischen Ungleichheiten in der Welt werden zwar angesprochen, im Zentrum stehen jedoch Aspekte wie gegenseitige Anerkennung, Würde, Respekt (ein Kapitel ist der Bedeutung von Gefühlen gewidmet, ein anderes der Weisheit, die dem Wissen an die Seite gestellt wird; und für beides werden in den Religionen und lokalen Kulturen wertvolle Quellen ausgemacht). Der Geist des Buches ist versöhnlich und auf die Zukunft gerichtet (mehrmals wird daran appelliert, die Gräben der Vergangenheit zu überwinden), die Kritik an ungerechten Wirtschafts- und Finanzstrukturen wird nur sehr vorsichtig geäußert. Der Versuch, eine Art Weltgemeinschaft von Individuen zu propagieren, muss aber als Zukunftsutopie sehr begrüßt werden. *Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen* Hans Holzinger

Leserbewertungen

Es liegen noch keine Bewertungen vor. Seien Sie der Erste, der eine Bewertung abgibt.
Eine Bewertung zu diesem Titel abgeben