Echt

Scheuring, Christoph, 2014
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Medienart Buch
ISBN 978-3-7348-5001-1
Systematik DR/J - Brückenliteratur - Romane
Schlagworte Krimi, 14-Jähriger, männlicher Jugendlicher, Obdachlosenszene, Fotografie, Brückenliteratur, Liebesroman, Bahnhofsmilieu, Milieustudie, Schnappschüsse von Abschieden
Verlag Magellan
Ort Bamberg
Jahr 2014
Umfang 255 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Christoph Scheuring
Annotation Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/);
Autor: Daniela A. Frickel;
Annotation: echt ist ein kunstvolles, philosophisches, sensibles, vor allem aber auch spannungsreiches Jugendbuch zwischen Obdachlosen-Reportage, Kriminal- und Liebesroman, das die abenteuerlichen Erlebnisse des vierzehnjährigen Albert Cramer erzählt, der Kontakte zum Bahnhofsmilieu knüpft und dieses mit seiner Kamera erforscht.
Rezension: Je schlechter ein Mensch aussieht, desto wichtiger ist, dass er gesehen wird. Das ist nur eine von zahlreichen Sentenzen, die echt zum Weiterdenken mitgibt, die in gewisser Weise aber auch den Kern dieses Jugendbuches des vielfach ausgezeichneten Journalisten Christoph Scheuring bildet.
Erzählt wird von und aus der Perspektive Albert Cramers, der außer dem altmodischen Vornamen und dem C im Nachnamen zunächst wenig besonders scheint. Allerdings ist sein Vater Mathematikprofessor und mit seinen Formeln verheiratet, weshalb seine Mutter, kreativ und kunstaffin, Vater und Sohn irgendwann sitzen ließ. So wächst Albert im vornehmen Milieu von Blankenese in einer beschränkten, aber exklusiven Idylle auf, der er jedoch mit Kamera und Objektiv entflieht, um am Bahnhof Schnappschüsse von Abschieden zu sammeln. Er sucht den perfekten Moment, das Authentische und traut sich und der Kamera zu, dieses zu entdecken und zu fixieren. Bis er auf Kati trifft, die in seinem besten Foto alles andere als den perfekten Moment sieht, vielmehr den Anhaltspunkt für eine dunkle Wahrheit die über ihre verstorbene Schwester.
Kati bzw. die Liebe verlockt Albert zu einer abenteuerlichen Reise in die Unterwelt des Bahnhofsmilieus, in der er die Realitäten anderer Jugendlicher kennenlernt und Nahaufnahmen von deren Existenz am Rande des Abgrunds macht. So gewinnt er neue Perspektiven und entwickelt seine Philosophie des Fotografierens fort.
Der Roman besticht durch die Authentizität seiner Figuren und Szenerien sie scheinen echt. Ob Albert, Kati, die anderen Bahnhofskinder oder der obdachlose Philosoph Filbinger echt in ihrer Verzweiflung, in ihrer Hoffnungslosigkeit, aber auch in ihrer (Mit-) Menschlichkeit, so brutal diese auch manchmal ist. Der Bahnhof als Fixpunkt bildet dabei die semantisch vielschichtig aufgeladene Kulisse. Ein Text, der sich kunstvoll zwischen Obdachlosen-Reportage, Kriminal- und Liebesroman bewegt und zugleich Suchtprävention ohne moralischen Zeigefinger betreibt. Eine Lektüre, die verändert insbesondere den Blick auf die, die auf der anderen Seite des Lebens stehen.

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Quelle: Alliteratus (http://www.alliteratus.com/);
Autor: Jana Mikuta;
"Das erste Mal, dass ich mit der Polizei zu tun bekam, ist jetzt ziemlich genau vier Monate her." Mit diesem Satz beginnt der beeindruckende Roman echt, der den Erfahrungsbericht Wir Kinder vom Bahnhof Zoo ins 21. Jahrhundert transportiert und einen Außenstehenden das Bahnhofsmilieu beschreiben lässt. Im Mittelpunkt steht der 16-jährige Ich-Erzähler Albert, der mit seinem Vater in Blankenese lebt und ein Gymnasium besucht. Er lebt ein wohlbehütetes Leben, das das genaue Gegenteil des Lebens der Jugendlichen Sascha, Rico, Mona und Kati ist, die er am Bahnhof trifft. Dort fotografiert er Abschiede und glaubt, nicht nur wichtige, sondern vor allem wahre Begebenheiten mit seiner Kamera einzufangen. Doch erst im Laufe der Geschichte muss er erkennen, dass seine Fotografien nur bedingt eine Wahrheit erzählen.
Zufällig lernt er die Jugendlichen kennen, taucht ein in eine ihm bis dahin unbekannte Welt ein und verliebt sich in Kati. Er lernt die Geschichten von Sascha, Mona oder Rico kennen, fotografiert sie und sieht ihre Abgründe. Sehr genau und detailliert beschreibt Scheuring, der als Journalist u.a. für den SPIEGEL schreibt, den Bahnhof, den Dreck und die Hoffnungslosigkeit der Jugendlichen, die kein Zuhause kennen, in fremden Wohnungen übernachten müssen und immer auf der Suche nach Drogen, aber auch Geborgenheit sind. Dazwischen erscheint Albert fast naiv mit seiner Kamera. Doch es sind gerade die Bilder, die ihn vor allem für Kati so interessant machen.
Anders als die anderen Jugendlichen nimmt Kat keine Drogen und treibt auch nicht vor sich hin wie Sascha oder Mona. Vielmehr sucht sie ihre Schwester, die vor einigen Monaten an dem Bahnhof Selbstmord begangen hat. Albert hat einen der letzten Augenblicke im Leben der Schwester mit seiner Kamera festgehalten und Kati möchte den Mann finden, den seiner Schwester auf der Fotografie umarmt. Sie scheut weder Erpressung noch mediale Öffentlichkeit, um den Mann zu finden. Gemeinsam mit Albert macht sie sich auf die Suche. Und dazwischen macht Albert Fotografien der Jugendlichen in dem Wissen, dass sie jeder Zeit an einer Überdosis sterben können.
Christoph Scheuring beschreibt nüchtern, fast schon sachlich das Bahnhofsmilieu und es sind gerade diese Beschreibungen mit den Dialogen der Jugendlichen, die den Roman auszeichnen. Durchbrochen wird die Sachlichkeit durch Gedanken, die Kati und die anderen äußern und die fast philosophisch wirken.
echt ist ein beeindruckender Roman, der zurecht für den Deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Jugendjury nominiert wurde.

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Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Imke Voigtländer;
Albert sucht nach dem "Echten" im Leben - erst in seinen Fotos, dann in Kati, einem Mädchen, das ihn mit der Szene der Bahnhofkids bekannt macht. (ab 14) (JE)
Albert fotografiert Abschiedsszenen am Bahnhof. Er will damit "echte" Momente sichtbar machen. Richtig emotional wird es für ihn aber erst, als er Kati kennenlernt und mit ihr die Szene der Bahnhofkids. Albert ist erstaunt, wie verantwortungsvoll der drogenabhängige Sascha ist, und er verliebt sich in Kati, die auf einem seiner Bilder ihre Schwester Lucy mit einem fremden Mann erkennt - zwei Tage, bevor die sich umgebracht hat. Kati sucht Antworten, Albert sucht das "Echte". Am Ende finden sie gegenseitigen Halt.
Einige Szenen erinnern an "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", aus einer anderen Perspektive und längst nicht so schonungslos. Allerdings nah genug an den Figuren, dass die Drogenkids - vor allem Sascha - schnell Sympathieträger werden. Kati und Albert beteiligen sich an Diebestouren mit Sascha, bleiben aber "clean" und behalten ihre Chance auf einen Neustart.
Der Roman spielt mit der Faszination der Bahnhofsszene, wirft Blicke auf "harte Jungs" mit Moral und zerbrochene Jugendliche, ohne zu (ver)urteilen. Und er erzählt - spannend und nah dran - eine Liebesgeschichte, die für Albert einer Achterbahnfahrt gleicht. Er probiert sich aus, ohne jedoch seine vergleichsweise heile Welt ganz zu verlieren. Mit "szenigem" Pappcover in Industriedesign. Empfehlenswert.

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Quelle: STUBE (http://www.stube.at/);
Die Kinder vom Bahnhof Zoo in zeitgenössischem Gewand: Albert verbringt seine Tage am liebsten mit der Kamera am Hamburger Hauptbahnhof, mit der Intention unverfälschte Momente festzuhalten. Als er Kati und ihre Freunde kennenlernt, die zwischen Drogen, Obdachlosigkeit, Illegalität und Gewalt leben, öffnet sich dem wohlbehüteten Künstlerinnensohn ein Blick auf eine unbekannte Lebensweise. Diesen Beobachtungen wird durch die eingebaute Suche nach Katis Schwester, die zufällig auf Alberts bestem Foto auftaucht, Spannung verliehen. Der Journalist hat in seinem Jugendbuch-Debüt einen poetischen Text geschaffen, der mit viel Würde von seinen Figuren erzählt und die existenzielle Frage stellt, wo im Medienzeitalter Sinn und Echtheit zu finden sind.
*STUBE*

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