Christbaumcrash : Roman

Tiefenbacher, Andreas, 2012
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Medienart Buch
ISBN 978-3-902585-87-5
Verfasser Tiefenbacher, Andreas Wikipedia
Systematik DR - Prosa - Roman - Novelle - Erzählung
Schlagworte männlicher Protagonist, Sinnkrise, Demütigungen
Verlag Kitab
Ort Klagenfurt
Jahr 2012
Umfang 171 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Andreas Tiefenbacher
Annotation Quelle: Pool Feuilleton;
Meist spitzt sich eine psychische Ausnahmesituation auf einen absurden Gegenstand zu, an dem der Wahnsinn abgerieben werden muss.
In Andreas Tiefenbachers Roman verfällt der Ich-Erzähler in eine formidable Sinn-Krise, hasst die Menschen wegen ihrer Gerüche und ihres Lärms, hat Angst vor seiner Frau, der er nach knapp einem Vierteljahrhundert Ehe nicht mehr gewachsen ist, und ist auf der Suche nach dem ultimativen Befreiungsschlag.
Da sich der Hass vor allem gegen Christbaum- und Familienhöllen (25) richtet, trifft es sich gut, dass vor dem Rathaus ein Christbaum aufgestellt ist, den Tiroler Forstarschlöcher aus einem Tiroler Wald geschlägert haben. (115) Natürlich hätte der Ich-Erzähler ausweichen können, wie er immer wieder betont, aber einmal im Leben muss er sich einer Sache stellen, und so kauft er sich eine Kettensäge und schneidet die Tiroler Fichte mit drei Schnitten abermals um.
In der Folge beginnen erst die Probleme, die der Kahlschlag hätte beseitigen sollen. Von zwei Beamten abgeführt wird er in der Untersuchungshaft sich selbst überlassen. Diese Einzelhaft, die er sich in der Familie immer so sehr gewünscht hat, wird jetzt unerträglich, zumal man ihn sogar in ein Gitterbett sperrt, weil selbst der Auslauf in einem Zimmer für ihn gefährlich wäre.
Ums Pipi-machen fragen, jeden Atemzug erbetteln, nur blöde Antworten zu bekommen, das erinnert den Erzähler an seine Kindheit, wo man ihm das Leben in groben Brocken ins Gesicht geschaufelt hat. Auch später haben diese hinterhältigen Demütigungen nicht aufgehört, so sagt seine Frau bei seinem Samenerguss immer Bravo, was die Sache nicht gerade erleichtert.
Zwischen den Sorgen um das bloße Überleben referiert der Held freilich über seine wichtigsten Lebensansichten und Überlebenstricks. So genügt es im Prinzip, Weihnachten einmal zu veranstalten und mit der Kamera aufzunehmen, in den folgenden Jahren bis ans Lebensende kann man sich dann statt Weihnachten immer diesen Film ansehen. Diese Methode funktioniert auch bei anderen Feierlichkeiten, Zeremonien bis hin zum Geschlechtsverkehr.
Am Schluss kommt im Helden große Sehnsucht nach einem Stuhlgang auf, und als dieser gelingt, will der Held alles verlassen und im Geräusch der Lüftung untergehen.
Der Roman läuft als obsessive Erzähl-Wurst beinhart einem sogenannten Ende entgegen, das schon von Anfang an feststeht. Die sieben Abschnitte sind jeweils durch fette Worte gegliedert, die letztlich das Programm des Helden darstellen: Nein, gesehen, wirklich, geschrien, obwohl, ich, außer. - Morbus Christbaum ist eine Krankheit, bei der dem Leser das Lachen vergeht.
Helmuth Schönauer

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