Auch ich in Arkadien : Reiseroman über Italien

Hüttenegger, Bernhard, 2011
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Medienart Buch
ISBN 978-3-902585-89-9
Verfasser Hüttenegger, Bernhard Wikipedia
Systematik DR - Prosa - Roman - Novelle - Erzählung
Schlagworte SLOWENIEN, ITALIEN, Reiseroman
Verlag Kitab
Ort Klagenfurt
Jahr 2011
Umfang 200 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Bernhard Hüttenegger
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Daniela Bähr;
Geistreiches italienisches Lustwandeln. (EL)

"Jeder sucht sein Arkadien woanders." Bernhard Hüttenegger findet es wie Johann Wolfgang von Goethe in Italien und betitelt seinen Reiseroman deshalb auch mit dem Motto des Großmeisters der deutschen Dichtung: Et in Arcadia ego. Und so tritt der Nesologe Hüttenegger, der viele Inseln von Madeira bis Spitzbergen erforschte, in die Fußstapfen Johann Gottfried Seumes und setzt sich mit der Landschaft Italiens auseinander.
Hüttenegger erweist sich als genauer Beobachter und beschreibt seine Erkundungen in Venedig, in der Umgebung Roms, in Neapel und Genua. Kleinere Residenzen der Renaissance wie Pesaro werden ebenso besucht wie das Aalfest von Comacchio und die Piazza del Popolo in Ascoli Piceno. Die angenehme Schreibweise des durch die Regionen Italiens lustwandelnden Autors erweckt den Eindruck, als flaniere man selbst über die Campi in Venedig oder entlang des Tagliamento; ja man riecht förmlich die "getrockneten Pilze, vor allem Trüffel" aus Norcia. Hütteneggers Reiseroman ist eine gelungene Einladung an alle, die Italien abseits der Touristenströme entdecken wollen, und ist allen Reisebeständen nachhaltig zu empfehlen!

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Quelle: Literatur und Kritik;
Autor: Janko Ferk;
Ich lade Sie ausdrücklich ein, Hüttenegger zu lesen!
Über Bernhard Hütteneggers Reiseroman "Auch in Arkadien"
Bei jeder Gelegenheit wiederhole ich es und sage es so oft, dass es mittlerweile zum Stereotyp geworden ist: Bernhard Hüttenegger ist der unterschätzteste der besten Schriftsteller Österreichs. Sein Fehler ist nicht, dass er gut ist, sondern dass er zu gut ist. Die Liste der Verlage, in denen seine Bücher bereits erschienen sind, liest sich wie ein Who is who der deutschsprachigen Szene: Droschl, Residenz, Rowohlt, Zsolnay and so on. Kaum ein österreichischer Schriftsteller kann mehr Verlags-Transfers vorweisen als er. Inzwischen könnte er wohl Seminare über die Editions-Hopperei halten, geschrieben hat er schon darüber. Hüttenegger hat sich die Verlagsleiter sozusagen rauf und runter gegeben, ohne tatsächlich je einen Hausverlag gefunden zu haben. Am ehesten ist dies für ihn der Kitab Verlag. Hüttenegger ist gleichsam der Klassiker ohne die klassischen Ingredienzien. Schon der Vollständigkeit halber seien noch die übrigen, bisher unerwähnten Hütteneggerschen Verlagshäuser oder Vorzimmer der Literatur alphabetisch beim Namen genannt: Europa, Pfaffenweiler Presse, Va Bene und Wieser. Das neueste Buch, der Reiseroman "Auch ich in Arkadien", ist wiederum ein Kitab-Buch.
Noch in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, als er neben Bernhard, Eisendle, R. P. Gruber, Handke, Innerhofer, Jelinek, Turrini und ein paar anderen die österreichische Literatur ausmachte, sprach er davon, mit den Verlagen Glück gehabt zu haben, weil er sich nie anbiedern musste. Vom Residenz Verlag wechselte er nicht aus Übermut, Rowohlt warb ihn sozusagen ab. Er ging, weil seine Residenz-Bände in den großen deutschen Städten nicht aufgelegen sind.
Auf meine Frage - im Jahr 1982 -, was für den Transfer den Ausschlag gegeben habe, sagte er mir: "Das immer mehr und mehr schrumpfende Echo meiner Bücher. Da habe ich mir gedacht, wenn von meinem nächsten Roman noch weniger verkauft wird, werde ich immer mehr verbittert und es gibt keine Hoffnung. Das wirkt sich ja auf das Schreiben aus." Dabei hat die Residenz-Auflage seinerzeit dreitausend Exemplare betragen. Eine österreichische Traummarke. Heute noch. Eine Traummarke, wenn man bedenkt, dass ihn Rowohlt bald fallen gelassen hat. Hütteneggers damalige Entscheidung war wahrscheinlich falsch, jedenfalls wollte er weiter kommen: "Ich muss zugeben", meinte er mir gegenüber in einem langen Gespräch über das Leben vom Schreiben, "dass ich einen großen Ehrgeiz habe. Ich gebe alles und deshalb will ich auch alles." Dieser exemplarisch österreichische Schriftsteller wollte immer zu einem bundesdeutschen Verlag. Zu einem, dessen ökonomische und werbemäßige Möglichkeiten von Haus aus besser sind als jene eines österreichischen Durchschnittsverlags. Und wegen der besseren Kontakte zu den wichtigen Feuilletons.
Heute schaffe man es wegen der Verquickung von Werk und Persönlichkeit. Oft würden sogar die persönlichen Geschichten überwiegen und damit habe er nichts am Hut. Dazu komme das Erfordernis der Schlauheit, auf Zeitströmungen rasch reagieren zu können. Diese intuitive Cleverness sei aber, stellt Hüttenegger fest, "einerseits eine Stärke, und wenn man weiterdenkt, eine Schwäche". Möglicherweise hält er es hier mit August Everding, der konstatiert hat, wer den Zeitgeist heiratet, werde bald Witwer sein.
Hüttenegger wolle mit seinem Werk als Schriftsteller überleben. Er wisse, was für ihn in Frage komme. Jedenfalls nicht der Bachmann-Preis, an dem er nie teilgenommen hat. "Ich schreibe mit niemandem um die Wette." Obwohl man das Gefühl hat, er trage seine Wettkämpfe mit sich selbst aus, zumal sein letztes Buch immer noch besser ist als das vorletzte, was ebenso für "Arkadien" gilt, bei dem der ganze Titel zunächst irritiert, wenn man den versteckten Ich-Hinweis ("Auch ich") ernst nimmt. Der erste große "Arkadien"-Besucher war nämlich Johann Wolfgang von Goethe mit der "Italienischen Reise", weshalb es auf das erste Lesen hin anmaßend klingt, wenn ein heutiger Nachfolger meint, er sei - auch - da gewesen
Johann Wolfgang von war "per Kutsche, zu Pferd und zu Fuß unterwegs", wie der Nachfahre(r) vermerkt. Natürlich war der Dichterfürst nicht der erste Besucher Arkadiens, vor ihm tummelten sich dort schon etliche Dichterbarone und -grafen Arkadien, die Berglandschaft im Peloponnes, ein Schäferland, in dem man angeblich ländlich und sorgenfrei als Dichter leben konnte, wurde zuvor von den Römern mythisiert und nach Italien verlegt. Johann Gottfried Herder bezog im Jahr 1787 in einem Gedicht Arkadien auf die italienische Landschaft. Auch Goethe wählte das im Jahr 1618 in einem Gemälde auftauchende "Et in Arcadia ego" zum Motiv seiner italienischen Reise. Wieland, Schiller und Eichendorff folgten ihm.
Immer wieder ahmten Schriftsteller, die dem Realitätsdruck des Alltags entfliehen wollten, ihre Vorbilder nach. Die "Arkadienreise", die in Wirklichkeit also nur nach Italien führte, wurde zu einem Ideal für die sich gebildet Wähnenden. Seit dem "Spaziergang nach Syrakus" (1803) von Johann Gottfried Seume versuchten sich viele Schriftsteller in diesem Genre. Nun bereiste Hüttenegger, der bisher vor allem als Nesologe, das heißt als Inselforscher, viele Inseln von Madeira bis Spitzbergen besuchte und beispielsweise in "Rockall" darüber schrieb, das Land und setzte sich mit der Landschaft auseinander.
In "Arkadien" berichtet er über seine Entdeckungen in Venedig, Rom, Neapel sowie Genua, aber auch in kleineren Residenzen der Renaissance wie Pesaro und beobachtet den Untergang archaischer Lebensformen. "Der Eros und der Wein" waren dabei Triebfedern, die ihn zu manchen originellen Beobachtungen führten und noch einmal den Zauber Arkadiens im sich zunehmend modernisierenden und globalisierenden Italien - vielleicht ein letztes Mal - aufleben ließen.
Bernhard Hüttenegger ist, was in diesem Band essentielle Bedeutung hat, ein aufmerksamer Beobachter, geduldiger Mensch und genauer Schreiber, ein "Einsamkeitsfanatiker", den seine Expeditionen in die entlegensten Gegenden führen, so auch an "wilde Flüsse", "löchrige Seen" und zum "Aalfest von Comacchio". Die ungemein 8e8 genaue Sprache lässt die Leserin und den Leser gleichsam mitgehen, wenn er "unweit des Zentrums", in einem "Hinterhof", zum Beispiel den "Tittenbrunnen" sucht oder in Ascoli Piceno auf der Piazza del Popolo in aller Früh "lustwandelnd" seine freie Bahn genießt. Beim Lesen kommt das Gefühl auf, man begleite den Reiseschriftsteller.
Daher: Auf zur Wanderung mit Bernhard Hüttenegger, der über seine Reise anmerkt: "Ich habe darüber geschrieben, um andere daran teilhaben zu lassen." Und noch eindringlicher beziehungsweise nachhaltiger: "Ich wollte dorthin, wo das Glück wohnt." Ich lade Sie ausdrücklich ein, Bernhard Hüttenegger zu lesen!

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