Wie ein im Käfig eingesperrter Vogel : das Tagebuch des Thomas Olip

Baum, Wilhelm [Hrsg.], 2010
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Medienart Buch
ISBN 978-3-902585-56-1
Verfasser Baum, Wilhelm [Hrsg.] Wikipedia
Systematik BB - Briefe, Tagebücher, Reden
Schlagworte NATIONALSOZIALISMUS, KÄRNTEN, Verfolgung, Tagebuchnotizen, Kärntner Slowenen
Verlag Kitab
Ort Klagenfurt ; Wien
Jahr 2010
Umfang 159 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe hrsg. von Wilhelm Baum
Illustrationsang Ill., Kt.
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Anna Estermann;
Ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte des Widerstandes gegen das NS-Regime der Kärntner Slowenen. (GE)

Thomas Olip, ein einfacher Holzarbeiter, der 1942 desertiert war, versteckte sich gemeinsam mit anderen Deserteuren von Juni bis Dezember desselben Jahres in einem selbstgebauten Bunker im Wald in der Nähe von Zell, einem kleinen Ort in Südkärnten. Die Gruppe wurde von ortsansässigen Verwandten und Freunden mit Nahrung versorgt. Aufgrund der Angaben eines gefangengenommenen Bekannten wurde der Bunker ausfindig gemacht und die Deserteure wurden festgenommen. Die Gestapo fand in dem Bunker das Tagebuch des Thomas Olip, ein 28-seitiges Manuskript, in dem dieser seinen Tagesablauf und seine psychischen Befindlichkeiten notierte. Das Tagebuch wurde aus dem Slowenischen übersetzt, das Original ging verloren. Der Herausgeber Wilhelm Baum entdeckte jedoch als Mitherausgeber des "Buchs der Namen" (2010) im Bundesarchiv Berlin die maschinengeschriebene Übersetzung der Gestapo.
Nicht nur die aufs Wesentliche reduzierten und gerade durch diese reduzierte Klarheit bestechenden Einträge Olips, auch Baums Rekonstruktion der Umstände ermöglichen einen guten Einblick in die damalige Lage der slowenischen Bevölkerung in Kärnten. Ausgehend von Olips Aufzeichnungen sowie den Gerichtsakten und Verhörprotokollen, rekonstruiert Baum die Geschichte der Helfer ebenso wie die der Deserteure.
Thomas Olip hatte auch Kontakt zu den Partisanen - was die Gestapo dazu veranlasste, drakonische Strafen zu verhängen. Die antinazistische "Osvoboldilna fronta" der Kärntner Slowenen war "der einzige erwähnenswerte bewaffnete Widerstand in ganz Österreich", worauf Valentin Inzko, der Vorsitzende des Rates der Kärntner Slowenen, in seinem Nachwort hinweist. Der Prozess diente als Abschreckung. Allein im Hauptprozess wurden 35 Menschen angeklagt, 13 von ihnen wurden zum Tod auf dem Schafott verurteilt, darunter eine Frau und Thomas Olip. Dass sämtliche Angeklagte Slowenen waren, trug zur Unverhältnismäßigkeit der Strafen bei.
Während die Geschichte der Kärntner Slowenen während des Zweiten Weltkriegs im kulturellen Gedächtnis Österreichs lange Zeit marginalisiert gewesen war, fand sie mit der literarischen Auseinandersetzung durch Peter Handkes "Immer noch Sturm" (2010) und Maja Haderlaps "Engel des Vergessens" (2011) den Weg an die Öffentlichkeit. Ein Brief von Peter Handke an den Herausgeber ist dem empfehlenswerten Buch vorangestellt.

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